Herbst
Die Mutter sagt:" Ich mag den Herbst, er ist ein
Vagabund,
und zieht vorbei mit Windmusik, dazu ist er schön
bunt."
Der Vater meint:" Na ja, der Herbst, der bringt den
Nebel her,
die Tage werden Grau und trüb, das stört beim
Autofahren sehr."
"Der Herbst ist doch sehr angenehm", mischt sich
der Opa ein,
" die schwüle Hitze ist vorbei, bald gibt es neuen Wein!"
Die Oma sagt:" Es ist zu kalt, um draußen noch zu sitzen.
Ich mag auch nicht den starken Wind, der zieht durch alle Ritzen."
Das Kind singt laut:" Ich lieb' den Wind und auch den Krähenschwarm,
und ist es draußen kalt, wird's mir im Hause warm.
Der Hund am warmen Ofenplatz schaut in das Dämmerlicht.
Die Jahreszeit ist im egal, zu ändern ist sie nicht.
Autorin Monika Rieger
Baum im Herbst
Hermann Hesse
Noch ringt verzweifelt mit den kalten
Oktobernächten um sein grünes Kleid
mein Baum. Er liebt 's, ihm ist es Leid,
Er trug es fröhliche Monde lang,
Er möchte es gern behalten.
Und wieder eine Nacht, und wieder
Ein rauher Tag. Der Baum wird matt
Und kämpft nicht mehr und gibt die Glieder
Gelöst dem fremden Willen hin,
Bis der Ihn ganz bezwungen hat.
Nun aber lacht er golden rot
Und ruht im Blauen tief beglückt.
Da er sich müd dem Sterben bot,
Hat ihn der Herbst, der milde Herbst
Zu seiner Herrlichkeit geschmückt.