König Nußknacker
"König Nußknacker, so heiß ich.
Harte Nüsse,die zerbeiß ich.
Süße Kerne schluck ich fleißig;
Doch die Schalen, ei! die schmeiß ich
Lieber andern hin,
Weil ich König bin.
Aber seit nicht bang!
Zwar mein Bart ist lang,
Und mein Kopf ist dick
Und gar wild mein Blick;
Doch was tut denn das?
Tu kein'm Menschen was;
Bin im Herzensgrund,
Trotz dem großen Mund,
Ganz ein guter Jung',
Lieb' Veränderung;
Amüsier mich gern
Wie die großen Herrn;
Arbeit wird mir schwer;
Und dann mag ich sehr
Frommen Kindersinn,
Weil ich König bin."
-Heinrich Hoffmann-
Schlittenfahrt
Das ist ein fröhlich Fahren,
Der Schnee blinkt weiß und rein,
Im Schlitten sitzt behaglich
Das kleine Schwesterlein.
Es hat der Bruder
Als Pferd sich vorgespannt.
Der andre schiebt von hinten,
Der Spitz kommt nachgerannt.
Mit frischen, roten Backen
Geht es im Trab voran,
Mit Jubeln und mit Jauchzen
Auf glatter Schlittenbahn.
-Georg Christian Dieffenbach-
Die Weihnachtsmaus
Die Weihnachtsmaus ist sonderbar
(sogar für die Gelehrten),
denn einmal nur im ganzen Jahr
endeckt man ihre Fährten.
Mit Fallen oder Rattengift
kann man die Maus nicht fangen.
Sie ist, was diesen Punkt betrifft,
noch nie ins Garn gegangen.
Das ganze Jahr macht die Maus
den Menschen keine Plage.
Doch plötzlich aus dem Loch heraus
kriecht sie am Weihnachtstage.
Zum Beispiel war vom Festgebäck,
das Muttergut verborgen,
mit einemal das Beste weg
am ersten Weihnachtsmorgen.
Da sagte jeder rundheraus:
Ich hab es nicht genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
die über Nacht gekommen.
Ein andres Mal verschwand sogar
das Marzipan von Peter,
was seltsam und erstaunlich war,
denn niemand fand es später.
Der Cristian rief rundheraus:
Ich hab es nicht genommen!
Es war betimmt die Weihnachtsmaus,
die über Nacht gekommen!
Ein drittes Mal verschwand vom Baum,
an dem die Kugeln hingen,
ein Weihnachtsmann aus Eierschaum
nebst andren leckren Dingen.
Die Nelly sagte rundheraus:
Ich habe nichts genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
die über Nacht gekommen!
Und Ernst und Hans und der Papa,
die riefen: Welche Plage!
Die böse Maus ist wieder da,
und just am Feiertage!
Nur Mutter sprach kein Klagewort.
Sie sagte unumwunden:
Sind erst die Süßigkeiten fort,
ist auch die Maus verschwunden!
Und wirklich wahr: Die Maus blieb weg,
sobald der Baum geleert war,
sobald das letzte Festgebäck
gegessen und verzehrt war.
Sagt jemand nun, bei ihm zu Haus -
bei Fränzchen oder Lieschen -
da gäb es keine Weihnachtsmaus,
dann zweifle ich ein bißchen!
Doch sag ich nichts, was jemand kränkt!
Das könnte euch so passen!
Was man von Weihnachtsmäusen denkt,
bleibt jedem überlassen!
(James Krüss)